Russia seine Regierung sind alles andere als stabil Ukraine Ukrainian politics Ukrainian ultranationalism Zelenskiy

Ukraine: Selenskyj und seine Regierung sind alles andere als stabil

Below is the introduction and link to GlobalBridge.com’s translation of my August 2022 article “Regime Stability in Kiev?”

Ukraine: Selenskyj und seine Regierung sind alles andere als stabil

15. August 2022Autor: Gordon Hahnin GeschichtePolitik

Für die Konsumenten und Konsumentinnen der westlichen Medien scheint es klar: Präsident Wolodymyr Selenskyj repräsentiert DIE Ukraine. Wer allerdings genauer hinschaut und auch die ukrainischsprachigen Informationen versteht, kommt zu einem ganz anderen Bild: Die politische und militärische Elite in Kiew ist bereits arg zerstritten. Gordon M. Hahn, ein US-amerikanischer Forscher für Terrorismus und Geostrategie im eurasischen Raum, ist so ein aufmerksamer Beobachter. Er registriert die gegenseitigen internen Attacken und Intrigen in Kiew aufs Genaueste. Globalbridge.ch hat seine auf seiner eigenen Website erschiene Analyse mit Bewiligung des Autors für die deutschsprachigen Leserinnen und Leser übersetzt. (cm)

Achtung: Wissenschaftler pflegen, im Gegensatz zu Journalisten, zur Stützung ihrer Analysen sehr viele Details und Quellen anzugeben – ohne Rücksicht auf die so entstehende Länge eines Textes. Das trifft auch bei der hier folgenden Analyse von Gordon Hahn zu. Wer nicht an den Details, sehr wohl aber an den daraus gezogenen Schlüssen interessiert ist, der lese am Schluss des hier folgenden Beitrags einfach das Fazit. (cm)

Die westlichen Staats- und Regierungschefs, angeführt von US-Präsident Joe Biden, haben sich für einen ewigen Stellvertreterkrieg gegen Russland entschieden, zumindest für so lange, bis die Ukraine den Krieg „gewinnt“, der mit dem Einmarsch russischer Truppen in das westliche Nachbarland am 24. Februar begonnen hat. Biden ließ die Katze aus dem Sack, als er erklärte, das Ziel der massiven westlichen Militär- und Finanzhilfe für Kiew sei es, in Moskau einen Regimewechsel herbeizuführen oder zumindest den beliebten, wenn auch autoritären russischen Präsidenten Wladimir Putin zu entmachten. Da die ukrainischen Streitkräfte aber mehr und mehr geschwächt werden, mehren sich die Anzeichen für eine größere Spaltung des Kiewer Regimes – eine gute Voraussetzung für Militär- oder Staatsstreiche, Revolten, Revolutionen und andere Formen eines Regime Change.

Eine Destabilisierung des heutigen Maidan-Regimes ist aufgrund mehrerer Faktoren bereits zu erwarten und wird durch zusätzlich neue Faktoren immer deutlicher. Die Erwartung einer Destabilisierung wird gestützt durch das bekannte historische Muster von militärischen Niederlagen, die zu einer Destabilisierung des Regimes und manchmal zu Staatsstreichen oder Revolutionen geführt haben, und jetzt in der Ukraine zusätzlich durch die real schwache Unterstützung Selenskyjs durch die Bevölkerung. Anzeichen für eine Destabilisierung des Regimes sind auch der zunehmende Autoritarismus des Staates und die Spaltungen innerhalb der Regime-Elite. Diese Tendenzen werden sich noch verstärken, wenn Kiew weitere militärische Niederlagen einstecken muss und die ukrainische Armee und die ihr angeschlossenen neofaschistisch dominierten nationalen Bataillone dann die wahrscheinlichen Kandidaten für einen Putsch oder einen gesellschaftlichen Aufstand sein werden.

Militärische Niederlagen sind oft die Todesglocken für politische Führer, für Regierungen und sogar für ganze Staaten. Die Brisanz militärischer Niederlagen lässt sich auch an der lokalen Geschichte der Ukraine und ihrer Umgebung ablesen, sei es, als sie Teil des kaiserlichen Russlands oder später der UdSSR waren. Russlands Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg von 1904 führte zu gewaltsamen sozialen Umwälzungen in der letztlich gescheiterten, aber weit verbreiteten und fast erfolgreichen „Revolution“ von 1905, die Regime-Change-ähnliche Veränderungen zur Folge hatte, etwa die Einsetzung einer parlamentarischen Staatsduma, freie Wahlen zur Duma und die Erklärung und Durchsetzung zahlreicher bürgerlicher, politischer und menschlicher Rechte. Die militärische Niederlage Russlands im Ersten Weltkrieg führte zur Februarrevolution 1917. Im Sommer 1917 führten die gescheiterte „Kerenskij-Offensive“ und der Marsch der Deutschen auf St. Petersburg zum Zusammenbruch der quasi-republikanischen provisorischen Regierung von Alexander Kerenskij und zum erfolgreichen Putsch der Bolschewiki im Oktober. Die Unruhen in der Ukraine während der Revolution, des Putsches und des Bürgerkriegs von 1917 bis 1921, waren ein teuflischer Sturm aus Chaos und Gewalt, hervorgerufen durch eine Vielzahl konkurrierender Kriegsherren, Ideologien und Bewegungen – vielleicht ein Vorgeschmack auf die Zukunft der heutigen Ukraine. Das Scheitern der sowjetischen Truppen in Afghanistan Anfang der 1980er Jahre, das 1985 zu ihrem Rückzug führte, war ein wichtiger Faktor für die Entscheidung des sowjetisch-kommunistischen Parteistaatsregimes, Reformen einzuleiten, Michail Gorbatschows Perestroika, die schließlich zum Zusammenbruch sowohl des sowjetischen Parteistaatsregimes als auch zum Zusammenbruch der ganzen Sowjetunion führte, aus dem auch der heutige unabhängige ukrainische Staat hervorging. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass der russische Einmarsch im Februar die schwache Legitimität, Stabilität und Lebensfähigkeit des heutigen Maidan-Regimes in Kiew in Frage stellt und vom russischen Präsidenten Wladimir Putin möglicherweise sogar beabsichtigt war.

Das Massaker auf dem Maidan ist nach wie vor ungeklärt

Die Legitimität des Maidan-Regimes war von Anfang an begrenzt. Man muss sich nur an seinen Gründungsakt erinnern, das Massaker der Heckenschützen auf dem Maidan am 20. Februar 2014, bei dem der neofaschistische Flügel der Maidan-Bewegung auf die Sicherheitskräfte der korrupten Regierung von Viktor Janukowitsch, vor allem aber auch auf die Maidan-Demonstranten selbst schoss. Das Wissen um die Wahrheit dieser Operation unter falscher Flagge war in elitären Kreisen eine versteckte Landmine, die das Maidan-Regime jederzeit zur Explosion bringen konnte. 

FOR THE REMAINDER OF THE ARTICLE IN GERMAN, SEE: https://globalbridge.ch/ukraine-selenskyj-und-seine-regierung-sind-alles-andere-als-stabil/

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

NEW BOOK

Europe Books 2022

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

RECENT BOOKS

MCFARLAND BOOKS 2021
MCFARLAND BOOKS 2018

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

About the Author – Gordon M. Hahn, Ph.D., is an Expert Analyst at Corr Analytics, http://www.canalyt.com and a Senior Researcher at the Center for Terrorism and Intelligence Studies (CETIS), Akribis Group, www.cetisresearch.org. Websites: Russian and Eurasian Politics, gordonhahn.com and gordonhahn.academia.edu

Dr. Hahn is the author of the new book: Russian Tselostnost’: Wholeness in Russian Thought, Culture, History, and Politics (Europe Books, 2022). He has authored five well-received books: The Russian Dilemma: Security, Vigilance, and Relations with the West from Ivan III to Putin (McFarland, 2021); Ukraine Over the Edge: Russia, the West, and the “New Cold War” (McFarland, 2018); The Caucasus Emirate Mujahedin: Global Jihadism in Russia’s North Caucasus and Beyond (McFarland, 2014), Russia’s Islamic Threat (Yale University Press, 2007), and Russia’s Revolution From Above: Reform, Transition and Revolution in the Fall of the Soviet Communist Regime, 1985-2000 (Transaction, 2002). He also has published numerous think tank reports, academic articles, analyses, and commentaries in both English and Russian language media.

Dr. Hahn taught at Boston, American, Stanford, San Jose State, and San Francisco State Universities and as a Fulbright Scholar at Saint Petersburg State University, Russia and was a senior associate and visiting fellow at the Center for Strategic and International Studies, the Kennan Institute in Washington DC, and the Hoover Institution.

Leave a Reply

%d bloggers like this: